
Der Vergleich von Ulm mit Städten wie Rio, L.A. oder London fällt recht eindeutig aus. Ebenso eindeutig das Urteil der ADC-Jury: Für die Anzeige gab es einen goldenen Nagel.
Da die Anzeige noch immer als Referenz für gute Copy zitiert wird, habe ich erwähnte Copy zur besseren Lesbarkeit als Tabelle ergänzt. Keine Ursache und viel Spaß beim Lesen!
Los Angeles
Rio de Janeiro
London
Ulm
Wahrzeichen
Man nehme neun Blechbuchstaben und nagele sie in der richtigen Reihenfolge an ein Eisengerüst – fertig ist das Wahrzeichen von Los Angeles. Auf Postkarten und in Filmen sieht es toll aus; vor Ort kann man es wegen des zweiten Wahrzeichens der Stadt, des Smogs, leider nicht erkennen.
Über die Geste der Statue auf dem Corcovado scheiden sich die Geister: Die einen sagen, sie beschütze mit ausgebreiteten Armen die Stadt vor der Sünde. Wer das freizügige Leben in Rio kennt, vermutet eher, dass sie sehnsüchtig aufs Meer schaut – um ein Schiff herbeizuwinken, das sie endlich von hier fortbringt.
Typisch britisches Understatement: Der Big Ben ist quasi das Tweedsakko unter den Uhrentürmen – dezent, robust und kleidsam. Leider ist er genauso aus der Mode. Die meisten Londoner haben sich inzwischen eine praktische Armbanduhr gekauft – und keiner schaut mehr zum Big Ben, wenn er die Uhrzeit wissen will.
Wenn man in der Innovationsregion Ulm eine Sache angeht, dann richtig. Das Münster hat mit 161,5 Metern den höchsten Kirchturm der Welt. So etwas baut sich nicht von heute auf morgen: Über 500 Jahre dauerte die Fertigstellung. Womit wir bei einer anderen Eigenschaft der Ulmer wären: Ausdauer.
Forschung
In Los Angeles verzeichnen die Wissenschaftler Aufsehen erregende Forschungsergebnisse: Sie bringen Tieren das Sprechen bei, schrumpfen ihre Kinder und entwickeln so ganz nebenbei ein Mittel, das die Welt von allem Übel befreit. Leider gelingt ihnen das nur im Film – von daher: Punktabzug.
In Rio wurden zwei Dinge erfunden, die die Welt nachhaltig veränderten: der Caipirinha und der Tanga. Seit die Forscher diese Erfindungen gemacht haben, gehen sie nicht mehr ins Labor, sondern an den Strand – um Caipirinhas zu trinken und Mädchen im Tanga hinterherzuschauen.
Über Forschungsmöglichkeiten kann man sich in London eigentlich nicht beschweren. Wäre da nicht die Sache mit dem berühmten Londoner Nebel: Schon so manche patentwürdige Idee und wissenschaftliche Erleuchtung verschwand spurlos im grauen Dunst. Zumindest behaupten das die Londoner Forscher, wenn sie aus dem Pub kommen.
Seit das Münster fertig ist, haben sich die Bewohner der Region mit dem gleichen Eifer auf die Forschung gestürzt. Die Universität genießt Weltruf und zieht internationale Spitzenforscher an. Im Mittelpunkt steht die Hochtechnologie mit Gebieten wie Lasertechnik, Brennstoffzellen oder dem Life-Science-Bereich. Aber keine Angst – man wird nicht schief angesehen, wenn man noch kein Patent in der Tasche hat.
Wohnen
Beverly Hills? Melrose Place? Alles nur Fassade. Die meisten Bewohner der Stadt leben in einförmigen Fertighäusern, essen einförmige Fertiggerichte und schauen sich dabei einförmige Fernsehserien an, die gerne in Beverly Hills oder am Melrose Place spielen.
Zugegeben, wir wissen auch nicht, wo und wie die Leute in Rio wohnen. Das liegt daran, dass sich das Leben der Bevölkerung ausschließlich im Freien abspielt. Mit dem Satz „Gehen wir zu dir oder zu mir?“ ist in Rio übrigens immer der Strand gemeint.
Sprechen Sie einen Londoner niemals auf dieses Thema an. Ein Eigenheim ist unerschwinglich, und der Besitz eines Mietvertrages gilt als Eintrittskarte in die bessere Gesellschaft. Die meisten Londoner wohnen zur Untermiete, Unteruntermiete oder gar zur Unterunteruntermiete.
Mit dem Wohnen in der Innovationsregion Ulm ist es wie mit dem Arbeiten: Es macht einfach Spaß – ob sanierte Altbauwohnung im historischen Fischerviertel oder moderne Neubauwohnung im Umland. Und wenn man sich entschieden hat, für immer in der Gegend zu bleiben (was sehr schnell geht), steht dem Erwerb eines Eigenheimes nichts im Weg.
Arbeiten
Lassen Sie sich nicht täuschen: Egal, ob Kellner, Tankwart oder Investmentbanker – eigentlich ist in Los Angeles jeder Schauspieler und kurz vor dem großen Durchbruch. Das jedenfalls behaupten die Leute. Genießen Sie es also, sich im Café vom angeblich nächsten Robert de Niro bedienen zu lassen.
Arbeiten? Das hier ist Rio! Man sitzt am Strand und spielt Fußball. Manche steigern sich dermaßen in diese Freizeitbeschäftigung hinein, dass sie, ehe sie sich’s versehen, zu Profi-Kickern avancieren. Dumm gelaufen – denn dann haben sie Arbeit und keine Zeit mehr für den Strand.
Was erwarten Sie von der Wirtschaft einer Stadt, in der Punkt fünf alles stehen und liegen gelassen wird, um heißes Wasser zu trinken? Die Folgen sind fatal: So muss der Londoner auf der falschen Seite ins Auto steigen, weil der Hersteller das Lenkrad auf der falschen Seite montiert hat – anscheinend macht die Aussicht auf ein Schälchen heißes Wasser nachlässig.
In Ulm ist man erst zufrieden, wenn die eigene Arbeit auch anderen nutzt. Darum ist die Region eine Hochburg der Arzneimittelindustrie, der Biotechnologie, des Nutzfahrzeug- und Maschinenbaus. Das führt manchmal zu wunderbaren Synergie-Effekten: Das eine Unternehmen produziert Omnibusse und ein anderes das passende Mittel gegen Reisekrankheit.
Freizeit
Das Freizeitangebot in Los Angeles ist schier unerschöpflich – vorausgesetzt, Sie heißen John Travolta, Arnold Schwarzenegger oder Julia Roberts. Wer nicht so prominent ist, bekommt nur schwer Zutritt zu Restaurants und Tanzlokalen. Na ja, wenigstens der nahe gelegene Pazifik ist für jedermann zugänglich – noch.
In Rio wird Freizeit dermaßen groß geschrieben, dass es schon wieder in Arbeit ausartet. Sie lachen? Dann spielen Sie mal jeden Tag bis Sonnenuntergang Fußball am Strand und tanzen danach die ganze Nacht Samba. Wer in Rio Entspannung sucht, besorgt sich besser einen Job.
In London bewahrt man auch in der Freizeit Stil: Man trifft sich zum Polospiel (so man mindestens drei Ponys besitzt) oder auf der Pferderennbahn von Ascot (bitte beachten Sie die Kleiderordnung – Morning Coat ist Pflicht). Dagegen kennt die englische Küche keinen Unterschied zwischen Arm und Reich – sie schmeckt in jeder Preiskategorie einfach nur beängstigend.
Den Feierabend nimmt man in Ulm wörtlich. Nach getaner Arbeit trifft man sich zu einem Viertele (0,25 l heimischer, meist trockener Wein) und genießt die ausgezeichnete Küche der Region. So kommt man sich schnell näher und eventuellem Nachwuchs steht auch nichts im Weg: Die schöne Natur und die kinderfreundlichen Freizeitmöglichkeiten in Ulm, um Ulm und um Ulm herum ermutigen selbst notorische Einzelgänger zur Familienplanung.
Prominenz
Lassie (Hunde-Mime)
Ronald Biggs (Posträuber)
Spice Girls (aufgelöst)
Albert Einstein (Physiker)
Scholz & Friends Berlin f. Staatsministerium Baden-Württemberg, 2003
v. Jens Stein (Art), Philipp Wöhler (Copy)
Jens Stein | Freelance Creative für Art Direction, Konzept, Text und Design | +491706856423 | i.am@thejensstein.com